Zaubern ohne Gott?

von Hermann Ritter

Vorbemerkung

„Das einzige, was der wahre Mensch aber wirklich besitzen kann, ist sein eigenes Ich. Alles andere ist das Nichts, in das wir eines Tages zurückkehren.“1

Ein Text wie dieser kann keinen allgemeinen Zuspruch erwarten. Das Fragezeichen im Titel impliziert, dass ich eine Frage stelle, die ich – soweit möglich – beantworte. Das heißt aber nicht, dass jeder Mensch, der sich mit dieser Frage beschäftigt, zu den selben Antworten kommen muss wie ich. Ganz im Gegenteil. Es ist unsere Vielfalt, aus der wir Nutzen ziehen sollten, nicht unsere Einförmigkeit.

Ich möchte auch einleitend darauf hinweisen, dass ich „Gott“ im Titel und im Text gerne durch „Göttin“ oder „Göttliches“ ersetzen kann – ich finde „Gott“ als Begriff hier lesbarer und für mich nachvollziehbarer. Man möge Nachsicht mit mir üben.

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Wie schreibt man eigentlich in Runen?

von Kurt Oertel

Der als Frage formulierte Titel dieses Beitrages mag auf den ersten Blick befremdlich erscheinen, da Runenkenntnis vielen Ásatrú-Anhängern als grundsätzliches Glaubensgut ihrer Religion gilt. Das beschränkt sich bei den meisten allerdings auf Beschäftigung mit den magisch-esoterischen Bedeutungen der Einzelrunen des älteren Futhark, erstreckt sich aber selten auf die „wirklichen“ Runen, also tatsächliche Inschriften. Das soll keinesfalls abfällig gemeint sein, denn diese Inschriften sind in Sprachen verfasst, für deren Verständnis man sie studiert haben muss und die zudem in ihrer überwältigenden Mehrzahl in unterschiedlichen Formen des jüngeren Futhark (korrekter: Futhork) ausgeführt sind.

Aber um diesen Aspekt soll es hier und jetzt gar nicht gehen, sondern vielmehr darum, wie man heutiges Deutsch möglichst authentisch in runische Schreibweise umsetzen kann, wenn einem – aus welchen Gründen auch immer – daran gelegen ist. Angesichts der oft peinlichen Unbeholfenheit, die einem vor allem im Internet dabei immer wieder begegnet, möchte ich hier einfach ein paar sinnvolle Vorschläge aus fachwissenschaftlicher Sicht zu den Problemen und ihrer möglichen Lösung äußern.

Zunächst einmal die Frage: Warum sollte man heutiges Deutsch überhaupt runisch schreiben? Die möglichen Gründe dafür sind vielfältig und durchweg legitim:

1. Ganz allgemein macht nichts mehr und schneller mit den Lautwerten und Formen der Runen vertraut, als Schreibübungen in heutiger Sprache, woran manche ja auch einfach nur große Freude haben. Und es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen über eine eher zufällige Begegnung mit den Runen zu Ásatrú finden.

2. Heidnische Künstler und Handwerker nutzen oft Runen, um ihre Werke ästhetisch zu bereichern. Besonders hier ergibt sich die Notwendigkeit, überzeugende Lösungen für Inschriften in heutigem Deutsch zu finden, damit die Wirkung einer oft handwerklich-künstlerisch gelungenen Arbeit nicht durch eine eher unglückliche Verwendung von Runen geschmälert wird.

3. Kinder in einem bestimmten Alter sind von Geheimschriften fasziniert, die ihre Altersgenossen nicht lesen können, durch die sie aber mit Gleichgesinnten kommunizieren können. Hier bietet sich für Eltern also ein ein pädagogisches Betätigungsfeld, Runenkenntnis in reizvollem Kontext an den Nachwuchs weiterzugeben, wobei es ohne reichhaltige Schreibübungen nicht geht.

4. Und dann gibt es da noch den magischen Kontext, in dem Runen immer noch häufige Verwendung finden. Wer dabei allerdings meint, unbedingt authentische altnordische Formeln nutzen zu müssen, die man in einem entsprechenden Fachbuch entdeckt hat, sollte konsequenterweise die Authentizität dann aber auch bei der Ritzung der Runen umsetzen, indem dazu das jüngere Futhark mit seinen ganz eigenen und nicht ganz einfachen Regeln genutzt wird. Altnordische Texte in Runen des älteren Futhark ausdrücken zu wollen, ist zwar nicht unmöglich, wenn man einige von dessen Lautwerten manipuliert, eine solche Ignoranz gegenüber der eigenen religiösen und kulturgeschichtlichen Tradition sollte aber gerade von Heiden doch lieber vermieden werden.

Als sich im frühen Mittelalter die vormals einheitliche germanische Sprache in verschiedene Zweige aufzuspalten und sich das Nordgermanische als eigenständige Variante zu entwickeln begann, wurde offenbar empfunden, dass das ältere Futhark dem nicht mehr gerecht werden konnte. Deshalb wurden in Form der angelsächsischen und skandinavischen Varianten neue Formen entwickelt, die den veränderten Sprachformen auch lautlich Rechnung tragen konnten. Im ersten Fall wurden etliche neue und zusätzliche Runenformen entwickelt, was die naheliegendste Lösung des Problems darstellte. In den Formen des jüngeren Futhark Skandinaviens dagegen ging man einen umgekehrten Weg: Im Lauf des 7. bis 8. Jahrhunderts reduzierte man die 24 Zeichen auf 16, wobei sie in etlichen Fällen nicht nur graphisch ganz neu gestaltet wurden, sondern nun auch noch für unterschiedliche Phoneme (Lauteinheiten) stehen konnten – ein intellektuell erstaunlicher und in der Schriftgeschichte recht einzigartiger Prozess, dessen genaue Hintergründe in vielen Aspekten noch unklar sind. Wirklich nötig gewesen wäre das aus heutiger Sicht in dieser Radikalität nämlich nicht, sondern man hätte den überlieferten Runen in Einzelfällen einfach neue Lautwerte zuordnen können.

Wenn bereits mit dem Übergang zur skandinavischen Vendelzeit solches als nötig erachtet wurde, bringt unser Hochdeutsch uns bezüglich des älteren Futhark aber erst recht in eine Notsituation. Das allerdings liegt weniger an unserer Sprache, sondern viel mehr an unserem lateinischen Alphabet und unseren heutigen Regeln der Rechtschreibung. Die sich daraus ergebenden Probleme können aber leicht umgangen bzw. gelöst werden, wenn man sich zunächst einmal die absolute und eiserne Grundregel authentisch-runischer Schreibweise zu eigen macht, auf der auch alle folgenden Ausführungen beruhen, dass Wörter nämlich immer genau so geschrieben werden, wie sie auch ausgesprochen werden.

Gerade unter diesem Aspekt stellt der häufigste Fehler die Benutzung von KAUNAN bei der im Deutschen so häufigen Lautverbindung CH und SCH dar, wie man es regelmäßig findet. KAUNAN hat immer nur den Lautwert K verkörpert, deshalb ist die Rune zur Darstellung in dieser Lautverbindung völlig ungeeignet. Angesichts dessen, dass sowohl im Gemeingermanischen wie im Altnordischen das H eine wesentlich gutturalere Qualität hatte, also eher so ausgesprochen wurde, wie unser CH in „machen“, verbietet sich KAUNAN hier sowieso. Ein einfaches HAGLAZ für jedes CH, bzw. SOWILO-HAGLAZ für SCH wäre hier also gleichermaßen logischer wie befriedigender und völlig ausreichend. Eine zusätzliche individuelle Lösung könnte die Verwendung der unterschiedlichen HAGLAZ-Formen in der nordischen und kontinentalen Variante mit einem oder zwei „Zweigen“ (in diesem Fall Querstrichen) sein, die man für die verschiedenen lautlichen Qualitäten des deutschen CH nutzen könnte (z.B. bei der unterschiedlichen Aussprache des Lautes in „wachen“ und „weichen“). Im Fall einer weiteren Lautverbindung des CH käme KAUNAN aber sehr wohl zum Einsatz, nämlich z.B. bei „wachsen“, das runisch zu „waksen“ würde.

Der zweite häufige (und weit peinlichere) Fehler findet sich im Fall von ALGIZ. In den gängigen runischen Umschrifttabellen wird der Lautwert mit Z transkribiert, was aber sehr missverständlich ist. Dieses Z steht lautschriftlich nämlich für ein stimmhaftes („weiches“ bzw. „summendes“) S, wofür gerade viele der Runennamen mit ihrer Endung das nächstliegende Beispiel darstellen. Die meisten Heiden dürften (hoffentlich) verinnerlicht haben, dass z.B. der Runenname ANSUZ eben nicht „Ansutz“ ausgesprochen wird. Im Germanischen fand sich ein solch stimmhaftes S nie im Anlaut, sondern immer nur am Ende eines Wortes. Das ist im heutigen Deutschen genau umgekehrt, wo das S am Wortanfang immer stimmhaft ist, ein solches am Wortende aber nicht mehr existiert. Lediglich in einigen süddeutschen Dialektgebieten hat sich das stimmlose („scharfe“ bzw. „zischende9) S als Anlaut erhalten. Die klare Konsequenz wäre also: SOWILO für stimmloses und ALGIZ für stimmhaftes S. Allerdings spräche im Sinne einer Vereinfachung auch wenig dagegen, ALGIZ ganz fallen zu lassen und SOWILO für beide Formen des S wie auch für das -ß- zu verwenden, dessen Lautgestalt ja nicht von dem stimmlosen S abweicht. Das deutsche Z wiederum wäre seiner Aussprache als TS wegen folgerichtig durch TIWAZ-SOWILO auszudrücken. Die „Wurzel“ würde runisch also zur „Wurtsel“.

Die deutschen Umlaute sind einfach in den Griff zu bekommen: Entweder macht man sie wie in der alten deutschen Schriftsprache durch ein dem Vokal angehängtes E deutlich, oder man belässt es bei dem einfachen Vokal – ein ebenfalls legitimes Vorgehen, wenn man die Praxis im jüngeren Futhark bedenkt, wo die entsprechenden Runen ganz unterschiedliche Vokale und auch Umlaute repräsentieren konnten. Angesichts späterer Tradition „punktierter“ Runen, wobei z.B. das K des jüngeren Futhark mit einem Punkt über dem Zweig zum G wurde, wäre somit auch die Punktierung wie in der heutigen Schriftsprache eine gangbare Möglichkeit für individuelle Lösungen bei den Umlauten.

Unser lateinisches Alphabet beinhaltet seiner Herkunft wegen einige für die deutsche Sprache völlig überflüssige Buchstaben, die aber gerade deshalb einfach zu umgehen sind. Da haben wir zunächst das Q. Da es allerdings nur in der Kombination QU auftaucht, ist die Auflösung KAUNAN-WUNJO die naheliegendste Lösung. Die „Quelle“ würde runisch somit zur „Kwelle“. Der nächste Fall ist das V, das seiner Aussprache als F wegen durch FEHU darzustellen wäre. Das seltene X ist natürlich einfach als KAUNAN-SOWILO aufzulösen, da seine lautliche Qualität z.B. in „mixen“ keinen Unterschied zu dem identischen Laut in „wachsen“ darstellt. Der dritte dieser exotischen Buchstaben ist das Y, das als gesprochenes Ü den im letzten Abschnitt vorgeschlagenen Umlautregeln unterliegen würde. Der letzte zu dieser Gruppe gehörende Buchstabe ist das Z, dessen Umsetzung bereits im vorletzten Abschnitt behandelt wurde. Auch im Futhark wird allerdings eine Rune für unsere Sprache überflüssig, nämlich ÞURISAZ, da das damit ausgedrückte stimmlose TH (wie im englischen „thing“) im Deutschen nicht mehr existiert. Dieser Aussprache wegen verbietet sich die Verwendung der Rune auch in den Fällen, wo die Buchstabenverbindung TH im Deutschen auftaucht („Theorie“ oder „Nothilfe“).

Als letzter Fall bleiben die Diphthonge. Mit diesem Begriff bezeichnet man in der Sprachwissenschaft zusammengesetzte Laute, wobei im heutigen Deutschen für unser Thema nur zwei von Bedeutung sind: EU und EI. Da EU (wie auch ÄU) als OI gesprochen wird, würde nach runischer Praxis der „Beutel“ also zum „Boitel“. Schwieriger wird es es bei dem häufigen EI (gesprochen als AI). Das liegt daran, dass es einige Unsicherheit darüber gibt, für welche Laute die Runen ISAZ und IWAZ ursprünglich standen. Man vermutet, dass ISAZ sich aus EISAZ entwickelt hat und anfangs für den Diphtong EI bzw. ÄI stand, wohingegen das I durch IWAZ ausgedrückt wurde. Da sich durch Wandel der Sprache aber schon früh dieser Diphthong verlor und zum I wandelte, wurde EISAZ zu ISAZ, wodurch IWAZ nun überflüssig wurde. Das würde auch erklären, warum IWAZ nur in ältesten Inschriften auftaucht und danach schnell völlig außer Gebrauch geriet. Unser heutiges EI könnte man zwar einfach durch ANSUZ-ISAZ ausdrücken (das „Bein“ würde also zum „Bain“), man könnte für diesen Diphthong aber auch die „Eibenrune“ IWAZ reaktivieren. Da sich der Rune sonst kein anderer Laut zuweisen ließe, würde sie andernfalls genau so überflüssig wie ÞURISAZ. Das hätte auch den praktischen Vorteil, dass man diese im Deutschen sehr häufige Lautverbindung durch eine einzige Rune ausdrücken könnte. Ganz streng genommen wäre es sprachgeschichtlich zwar umgekehrt korrekter (IWAZ für I und ISAZ für EI), dafür aber dürfte ISAZ für I heute einfach zu verwurzelt zu sein. Kein Diphthong, aber ebenfalls ein zusammengesetzter Laut, nämlich unser NG, wird von der Rune INGWAZ dargestellt. Die darf man dann auch gerne für den entsprechenden Laut nutzen, so z.B. in „Ring“, nicht aber, wenn die Buchstabenverbindung anders ausgesprochen wird, wie z.B. in „Birkengrün“.

Zum Schluss noch ein paar Hinweise für diejenigen, die es ganz und gar authentisch haben möchten: Nasale (im Deutschen N und M) vor homorganen (an derselben Stelle im Mund gebildeten) Konsonanten wurden runisch nicht geschrieben. Das würde sich im Deutschen auf die Lautverbindungen NT bzw. ND und MP bzw. MB beschränken. An Hand eines konkreten Beispiels: In dem Wort „Winter“ würde das N wegfallen, wie auch das M in dem Wort „Pumpe“. Warum das so war, wissen wir nicht. Die in diesem Fall naheliegendste Erklärung dafür ist aber, dass die Aussprache des Nasals dabei so vage war, dass er als eigenständiges Phonem lautlich kaum erkennbar war. Doppelkonsonanten, die eine Kurzsprechung des vorangehenden Vokals signalisieren („Hütte“), waren runisch genauso ungeläufig wie das Gegenteil, nämlich die Dehnung des Vokals durch angehängtes H („Reh“), Vokalverdoppelung („Klee“), ein dem I angehängtes E („Knie“) oder gar Kombination dieser Mittel („Vieh“). Die Anwendung auch dieser Regeln würde allerdings heißen, die Authentizität bis an die Schmerzgrenze zu treiben, da bei ihrer Anwendung das Ergebnis zunehmend unverständlicher würde und Falschlesungen vorprogrammiert wären, weil dann z.B. die „Ratte“ zu einer „Rate“ und die „Hütte“ zur Mehrzahl von „Hut“ würden. Auch das zur Verkürzung des vorhergehenden Vokals dienende CK mag man im Einzelfall durch verdoppeltes K ausdrücken, um die „Backe“ nicht zur „Bake“ werden zu lassen.

Diese Vorschläge und ihre Umsetzung mögen manchen zunächst sehr gewöhnungsbedürftig erscheinen. Abgesehen davon, dass sie sowieso lediglich als reine Anregung für die gedacht sind, die Bedarf dafür und/oder Freude an entsprechenden Versuchen haben, sprechen aber zwei gewichtige Gründe für diesen Lösungsweg: Zum einen ist man damit auf einen Schlag alle Probleme los, die sich aus der starren Übertragung unseres Alphabets bzw. unserer Rechtschreibregeln dabei sonst immer ergeben, und zum anderen würde man damit authentisch genau der historischen Praxis der Runenmeister aus alter Zeit folgen.

Anmerkung

Im Fall der Wahl und Schreibweise der erschlossenen ältesten Runennamen bin ich in diesem Beitrag den bei Düwel angegebenen Formen der deutschen Forschungstradition gefolgt, also KAUNAN statt KENAZ, LAGUZ statt LAUKAZ usw.:

Düwel, Klaus: Runenkunde. 3. Aufl., Stuttgart 2001. (Sammlung Metzler, 72)

Erschienen 2008 in Herdfeuer 22

Das Primat des Göttlichen

von Hermann Ritter

Der Mensch wird mit der Geburt in die Schöpfung hineingeworfen. Er beginnt sein Leben ohne Anleitung und ohne Regeln zum Umgang mit den Kräften, welche die Welt bestimmen. Im Laufe seines Lebens eignet sich der Mensch die Regeln an, die er zur Bewältigung seiner Existenz braucht.

Zwei Quellen sind es, aus der wir Regeln schöpfen: die eigene Erfahrung und Dinge, die wir lernen. Beide Quellen stehen in Verbindung, doch begreifen wir ihr Wirken oft als getrennt.

Weiter teilen wir diese Regeln in einen materiellen und einen immateriellen Bereich. Der materielle Bereich wird z.B. durch die Naturwissenschaft repräsentiert, der immaterielle Bereich z.B. durch Religion und Magie, aber auch Philosophie und Geschichtswissenschaft.

Erfahrungen im materiellen Bereich Gelerntes im materiellen Bereich
Erfahrungen im immateriellen Bereich Gelerntes im immateriellen Bereich
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Der „Rheingold-Ritus“

Einführung in den Kult und die Riten der Rheingold-Blotgemeinschaft aus Köln.

von Sebastian Stein
unter Mithilfe von Hans Stucken, Günter Stienecke und der Rheingold-Blotgemeinschaft

1 Einführung

Der Eldaring-Stammtisch Köln hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einer kleinen, aber beständigen Blotgemeinschaft von ca. 12 Leuten entwickelt, die sich alle 1-2 Monate zu einem gemeinsamen Blot trifft, zumindest aber die Hauptjahresfeste miteinander feiert (Jul, Mittsommer und die beiden Tag-und-Nachtgleichen). Der Ablauf eines Blots ist in seiner Grundstruktur immer ähnlich und daher haben wir uns entschlossen dieses Grundmuster einmal schriftlich festzuhalten.

Dieser Artikel nun ist eben die schriftliche Niederlegung unseres „Rheingold-Ritus“ und soll für die Rheingold-Blotgemeinschaft zur Orientierung und in gewissen Maß auch Vorgabe sein und für alle anderen als Ansatz zum Austausch und zur Ideenfindung für die eigenen Rituale dienen. Nach einem kurzen historischen Rückblick folgen ein paar Definitionen und Vorraussetzungen, um Unklarheiten und Missverständnisse zu vermeiden. Erst dann folgt die Beschreibung des eigentlichen Blotablaufs mit Beispielen für die verschiedenen Gedichte, Lieder und Anrufungen, die während eines Blots verwendet werden können.

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Probleme und Chancen religiöser Erziehung

von Kurt Oertel

Es ist nur zu verständlich, wenn verantwortungsbewusste Eltern die eigenen Wertmaßstäbe und religiösen Überzeugungen an ihre Kinder weiterreichen wollen. Jeden von uns dürfte die Aussicht mit Befriedigung erfüllen, dass unsere Kinder in ungebrochener Tradition die Fackel des Glaubens nicht nur bereitwillig annehmen, sondern sie auch ihrerseits weitergeben. Frischgebackene Eltern und solche, die es noch werden wollen, sind in dieser Frage allerdings meistens von einem noch ungedämpften Idealismus und Optimismus erfüllt. Erfahrenere Vertreter der Gattung dagegen kennen jenen tückischen Abgrund, der sich stets zwischen pädagogischer Theorie und der Praxis des Alltags auftut. Deshalb muss man sich nicht nur der Frage stellen, wie man reagieren sollte, wenn die eigenen religiösen Sozialisierungsversuche gründlich misslingen, sondern auch der, was man realistischerweise dabei überhaupt von Kindern erwarten kann und darf.

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Faschismus und Antifaschismus

von Hermann Ritter

Dem jungen Hans „Haschu“ Schumacher gewidmet.

Es gibt antagonistische Gegensätze wie Licht und Finsternis oder männlich und weiblich. Hier sind Auseinandersetzungen vorprogrammiert, weil sich Gegensätze eben doch abstoßen und anziehen, immer wieder in Streit geraten und sich doch gegenseitig brauchen, um zu existieren.

Die meisten in den letzten Jahrzehnten diskutierten antagonistischen Gegensätze sind aber eigentlich Auseinandersetzungen im (begrenzten) Meinungspool. So negiert der Streit Europa gegen Afrika, vulgo Weiß gegen Schwarz, die Existenz anderer Kontinente und Hautfarben. Die Streitigkeiten zwischen Christen und Moslems, oft zum Kampf zur Erhaltung des christlichen Abendlandes hochstilisiert, ignorieren nicht nur die längst zumindest in Deutschland eingezogene multikulturelle Gesellschaft fern der reinen Heilslehre der großen christlichen Kirchen, sie bieten auch ein Bild der „Bastion Europa“, das nach außen kommuniziert uns in den mentalen Schutzwall dunkler Zeitalter zurückfallen lässt. Und nicht erst die Ringparabel hat bewiesen, dass Christentum und Islam aus ähnlichen Wurzeln sprossen, sodass hier der antagonistische Gegensatz eher dem Zwist zwischen Brüdern (oder seien wir ehrlich: Cousins) denn ein Streit um grundsätzliche Unterschiede ist.

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Götterbeweise aus germanisch-heidnischer Sicht

von Gunivortus Goos

„Das Unbekannte mit dem Bekannten zu erklären, ist ein logisches Verfahren; das Bekannte mit dem Unbekannten zu erklären, ist eine Form des theologischen Irrsinns.”

Konfuzius

Nach Beweisen für die Existenz eines Gottes oder mehrerer Götter ist schon oft gesucht worden, und es wurden viele Bücher damit gefüllt, manche auf solch theoretischen Höhen, dass sie für fast jeden Menschen völlig unverständlich sind. Hier will ich versuchen, das Problem allgemein verständlich zu beschreiben.

Unter Beweis verstehen wir im Allgemeinen eine durch Tatsachen oder Erklärungen erreichte Unwiderlegbarkeit einer Behauptung oder eines Sachverhaltes. Das schließt auch den Weg der Schlussfolgerung nach den Denkregeln bzw. der Logik mit ein, die dahinter steckt. Und natürlich stellt sich die Frage, ob man auch seinen Glauben an bestimmte Götter durch unwiderlegbare Tatsachen oder Erklärungen unterstützen kann.

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Ostara – eine germanische Göttin?

von Kurt Oertel

Gegen die Existenz dieser Göttin werden in regelmäßigen Abständen (meistens pünktlich zu Ostern) auch in populären Medien heftige Zweifel vorgebracht. Hier eine Bestandsaufnahme der Fakten und Argumente. Gegen die Existenz einer germanischen Göttin mit dem Namen Ostara, die mit einem Frühlingsfest verbunden gewesen sein soll und auf deren Namen das heutige Osterfest zurückgeht, sind sehr viele Bedenken vorgebracht worden. Die Skepsis ist auch nicht ganz unberechtigt.

Andererseits sind die Indizien aber doch nicht so schlecht, wie vielfach behauptet. Vor allem die oft und völlig kritiklos nachgebetete Behauptung, Jacob Grimm habe diese Göttin erst nachträglich aus dem Namen des Osterfestes erschlossen, verrät grundlegende Unkenntnis der Quellen und stellt die Tatsachen auf den Kopf. Denn Grimm bezog sich ja gerade auf eine alte Quelle, die die Existenz der Gottheit behauptet:

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Lokis Spuren auf den Färöern

von Kurt Oertel

Die abgelegenen Färöer, eine Gruppe von ca. 25 baumlosen Felseninseln im Nordadtlantik zwischen Schottland und Island, von denen 17 bewohnt sind, wurden (genau wie Island) ab ca. 800 von Norwegen aus besiedelt. Die Inseln sind meist nur durch schmale Sunde mit starker Gezeitenströmung voneinander getrennt, und ihre Hauptstadt trägt noch den sympathischen Namen Tórshavn. Bis 1035 waren sie unabhängig, gehörten dann zu Norwegen und fielen mit diesem 1380 an Dänemark. Zu Dänemark gehören sie auch heute noch, gleichwohl sie 1948 Autonomie in allen inneren Angelegenheiten erhielten. Die färöische Sprache geht direkt auf das Altnordische zurück, zerfiel aber trotz des sehr überschaubaren Gebietes in etliche Dialekte und ist heute Muttersprache von lediglich ca. 45.000 Menschen. Ab dem 14. Jahrhundert verlor sich auf den Inseln jegliche Schriftkenntnis, sodass die Gesellschaft bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine gänzlich schriftlose Kultur darstellte, ein für die Neuzeit in Europa einzigartiger Fall. Erst ab 1846 schuf V. U. Hammershaimb eine moderne färöische Rechtschreibung, und da er das nach rein etymologischen Prinzipien ohne Rücksicht auf die Aussprache tat, steht die heutige Schriftform des Färöischen dem ursprünglichen Altnordischen noch ebenso nahe wie das moderne Isländisch.

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Eine Reise durch das Futhark

von Alex Jahnke; Runen von Eira

Erstes Aett

FEHU – Vieh
Phonetisch: F
Divination: Wohlstand, Geld, Reichtum, Gesundheit
Magie: Ein neues Unternehmen, Geldgewinn, Wohlstand
Mythen: Freyr, Brisingamen, Gullveig, Zwerge, Sigurd & das Gold des Otters

Analyse: Fehu ist sowohl die Realität des Alltags sowie der Katalysator für alles, was dahinter liegt. Es ist unser Heim, das nach jeder Wanderung wieder Schutz bietet, um sich dort den einfachen Freuden des Lebens hinzugeben. Das Wunderland von Oz mag ein netter Ort für einen Besuch sein, aber nach einiger Zeit möchte man doch wieder zurück nach Kansas. Fehu erinnert uns daran, dass wir Sicherheit im Leben brauchen, bevor wir uns auf eine spirituelle Reise machen können. Wir müssen immer in unserer normalen Realität beginnen, bevor wir weiter gehen können. Viele von uns werden allerdings nie weiter kommen. In gewisser Weise sind wir genauso domestiziert wie unsere Haustiere, wir leben jeden Tag unseres Lebens ohne wirkliche Ziele und Kämpfe. Ohne uns jemals bewusst zu werden, dass wir vielleicht mehr könnten.

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