Über den Abgrund der Zeit

von Hermann Ritter

Stellen wir uns Folgendes vor: Wir halten in entsprechendem Rahmen (am besten das Kaminzimmer eines alten Schlosses) im Jahre 2009 eine Seance ab, um mit einem Magier Kontakt aufzunehmen, der im Jahr 1909 aktiv war.

Wir suchen aber niemanden, der mit Karten trickst oder Goldmünzen aus Kinderohren ziehen kann. Wir wollen Kontakt zum Geist eines verstorbenen echten Magiers, eines Menschen, der die Kräfte des Äthers lenken kann und um die Geheimnisse der Welt weiß. Wir suchen jemand aus dem damals mächtigsten Reich der Welt – aus dem britischen Imperium, über dem die Sonne niemals untergeht.1

Diesem Menschen wollen wir soviel, wie für ihn verständlich ist, über unsere Gegenwart erzählen. Und wir wollen ihn fragen, worin sich seine Welt von unserer unterscheidet – denn wir wollen lernen und verstehen lernen, nach welchen Regeln sich die Welt verändert, damit wir diese Regeln verwenden können, um uns auszumalen, was in unserer Zukunft auf uns zukommt. Denn natürlich wären wir im Jetzt von 2009 gerne besser über die Zukunft informiert als unsere Kollegen und Mitbewerber …

Ganz fremd dürfte unseren fernen Freund die Idee natürlich nicht sein. Aber seit Bellamys „Ein Rückblick aus dem Jahr 2000“ (1888) dürfte die Idee bekannt sein, aus dem Blickwinkel einer fernen Ära die Vergangenheit zu betrachten. Und so rufen wir über den Abgrund der Zeit hinweg eine kooperative Seele aus der Zeit der „Victoria Regina“, des Zeitalters der englischen Königin Viktoria.2

Lassen wir uns auf dieses Gedankenexperiment einmal ein, stellen wir uns jenen „virtuellen Geist“ vor, der mit uns über dieses Thema korrespondiert. Einige Themengebiete wollen wir mit ihm bereden. Erstens geht es uns darum, wie er die Unterschiede in Kunst, Literatur, Musik etc. von seiner Ära in unserer Ära interpretiert. Das zweite Thema ist dann das weite Feld von Esoterik und Magie. Abschließend wollen wir ihm die Chance geben, seine Eindrücke zu schildern – er soll uns Punkte sagen, an denen sich seiner Meinung nach unsere Welt von seiner signifikant unterscheidet.

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