Der „Rheingold-Ritus“

Einführung in den Kult und die Riten der Rheingold-Blotgemeinschaft aus Köln.

von Sebastian Stein
unter Mithilfe von Hans Stucken, Günter Stienecke und der Rheingold-Blotgemeinschaft

1 Einführung

Der Eldaring-Stammtisch Köln hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einer kleinen, aber beständigen Blotgemeinschaft von ca. 12 Leuten entwickelt, die sich alle 1-2 Monate zu einem gemeinsamen Blot trifft, zumindest aber die Hauptjahresfeste miteinander feiert (Jul, Mittsommer und die beiden Tag-und-Nachtgleichen). Der Ablauf eines Blots ist in seiner Grundstruktur immer ähnlich und daher haben wir uns entschlossen dieses Grundmuster einmal schriftlich festzuhalten.

Dieser Artikel nun ist eben die schriftliche Niederlegung unseres „Rheingold-Ritus“ und soll für die Rheingold-Blotgemeinschaft zur Orientierung und in gewissen Maß auch Vorgabe sein und für alle anderen als Ansatz zum Austausch und zur Ideenfindung für die eigenen Rituale dienen. Nach einem kurzen historischen Rückblick folgen ein paar Definitionen und Vorraussetzungen, um Unklarheiten und Missverständnisse zu vermeiden. Erst dann folgt die Beschreibung des eigentlichen Blotablaufs mit Beispielen für die verschiedenen Gedichte, Lieder und Anrufungen, die während eines Blots verwendet werden können.

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Probleme und Chancen religiöser Erziehung

von Kurt Oertel

Es ist nur zu verständlich, wenn verantwortungsbewusste Eltern die eigenen Wertmaßstäbe und religiösen Überzeugungen an ihre Kinder weiterreichen wollen. Jeden von uns dürfte die Aussicht mit Befriedigung erfüllen, dass unsere Kinder in ungebrochener Tradition die Fackel des Glaubens nicht nur bereitwillig annehmen, sondern sie auch ihrerseits weitergeben. Frischgebackene Eltern und solche, die es noch werden wollen, sind in dieser Frage allerdings meistens von einem noch ungedämpften Idealismus und Optimismus erfüllt. Erfahrenere Vertreter der Gattung dagegen kennen jenen tückischen Abgrund, der sich stets zwischen pädagogischer Theorie und der Praxis des Alltags auftut. Deshalb muss man sich nicht nur der Frage stellen, wie man reagieren sollte, wenn die eigenen religiösen Sozialisierungsversuche gründlich misslingen, sondern auch der, was man realistischerweise dabei überhaupt von Kindern erwarten kann und darf.

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Die Angeln und der Ursprung der Engländer

von Kurt Oertel

Die ursprüngliche Heimat der Angeln liegt im Süden der jütischen Halbinsel in einem Gebiet, das Teile des heutigen Schleswig-Holsteins und südlichen Dänemarks umfasst. Das eigentliche Kernland dieser Gegend, die Ostsee-Region zwischen der Flensburger Förde und der Schlei, trägt auch heute noch den Namen Angeln, wobei aber sicher scheint, dass nicht die Gegend nach dem Volk, sondern umgekehrt das Volk nach diesem wohl älteren Landschaftsnamen benannt ist, der einfach nur „Enge“ oder „Winkel“ bedeutete. Die Angeln lebten in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Sachsen im Südwesten, den Langobarden im Südosten und den Jüten im Norden (die noch nichts mit den Dänen zu tun hatten, die erst später aus Südschweden zuwanderten). Der alte Machtbereich der Angeln muss allerdings weit größer gewesen sein als die heutige gleichnamige Gegend, denn andernfalls hätten sich ihre späteren Wanderungsbewegungen nicht so eindeutig in das Nordseegebiet gerichtet. Sprachwissenschaftlich bezeichnet „anglisch“ zwei altenglische Dialekte, die uns aus den englischen Gegenden Northumbria und Mercia des 8. Jahrhunderts belegt sind. Ob die sich direkt auf das Anglische der Schleswig-Holsteiner zurückleiten lassen, ist dabei eine müßige Frage. Für Letzteres haben wir außer ein paar Personennamen und frühen Runeninschriften nämlich keine Zeugnisse, und die zeigen, dass sich das Germanische damals noch kaum in die späteren Zweige auseinanderentwickelt hatte. Erstmals erwähnt werden die Angeln von Tacitus in seiner Germania, der sie unter den Nerthus-Verehrern aufzählt. Ob er sie den Sueben zurechnet, die am Angang des nächsten Kapitels erwähnt werden, ist wegen der schwierigen Bezüge im lateinischen Original unklar. Das aber tut 50 Jahre später Ptolemaios, lokalisiert den Stamm aber völlig falsch, wenn sein Begriff Sueben Angeilen (Suhbwu tou Aggeilwu) sich denn überhaupt auf die Angeln bezieht. Archäologische Funde scheinen zu bestätigen, dass sie nicht schon immer in Schleswig-Holstein lebten, sondern im Lauf des 1. Jahrhunderts v.d.Z. langsam aus den suebischen Gebieten an der oberen Elbe zuwanderten.

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Faschismus und Antifaschismus

von Hermann Ritter

Dem jungen Hans „Haschu“ Schumacher gewidmet.

Es gibt antagonistische Gegensätze wie Licht und Finsternis oder männlich und weiblich. Hier sind Auseinandersetzungen vorprogrammiert, weil sich Gegensätze eben doch abstoßen und anziehen, immer wieder in Streit geraten und sich doch gegenseitig brauchen, um zu existieren.

Die meisten in den letzten Jahrzehnten diskutierten antagonistischen Gegensätze sind aber eigentlich Auseinandersetzungen im (begrenzten) Meinungspool. So negiert der Streit Europa gegen Afrika, vulgo Weiß gegen Schwarz, die Existenz anderer Kontinente und Hautfarben. Die Streitigkeiten zwischen Christen und Moslems, oft zum Kampf zur Erhaltung des christlichen Abendlandes hochstilisiert, ignorieren nicht nur die längst zumindest in Deutschland eingezogene multikulturelle Gesellschaft fern der reinen Heilslehre der großen christlichen Kirchen, sie bieten auch ein Bild der „Bastion Europa“, das nach außen kommuniziert uns in den mentalen Schutzwall dunkler Zeitalter zurückfallen lässt. Und nicht erst die Ringparabel hat bewiesen, dass Christentum und Islam aus ähnlichen Wurzeln sprossen, sodass hier der antagonistische Gegensatz eher dem Zwist zwischen Brüdern (oder seien wir ehrlich: Cousins) denn ein Streit um grundsätzliche Unterschiede ist.

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Götterbeweise aus germanisch-heidnischer Sicht

von Gunivortus Goos

„Das Unbekannte mit dem Bekannten zu erklären, ist ein logisches Verfahren; das Bekannte mit dem Unbekannten zu erklären, ist eine Form des theologischen Irrsinns.”

Konfuzius

Nach Beweisen für die Existenz eines Gottes oder mehrerer Götter ist schon oft gesucht worden, und es wurden viele Bücher damit gefüllt, manche auf solch theoretischen Höhen, dass sie für fast jeden Menschen völlig unverständlich sind. Hier will ich versuchen, das Problem allgemein verständlich zu beschreiben.

Unter Beweis verstehen wir im Allgemeinen eine durch Tatsachen oder Erklärungen erreichte Unwiderlegbarkeit einer Behauptung oder eines Sachverhaltes. Das schließt auch den Weg der Schlussfolgerung nach den Denkregeln bzw. der Logik mit ein, die dahinter steckt. Und natürlich stellt sich die Frage, ob man auch seinen Glauben an bestimmte Götter durch unwiderlegbare Tatsachen oder Erklärungen unterstützen kann.

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Ostara – eine germanische Göttin?

von Kurt Oertel

Gegen die Existenz dieser Göttin werden in regelmäßigen Abständen (meistens pünktlich zu Ostern) auch in populären Medien heftige Zweifel vorgebracht. Hier eine Bestandsaufnahme der Fakten und Argumente. Gegen die Existenz einer germanischen Göttin mit dem Namen Ostara, die mit einem Frühlingsfest verbunden gewesen sein soll und auf deren Namen das heutige Osterfest zurückgeht, sind sehr viele Bedenken vorgebracht worden. Die Skepsis ist auch nicht ganz unberechtigt.

Andererseits sind die Indizien aber doch nicht so schlecht, wie vielfach behauptet. Vor allem die oft und völlig kritiklos nachgebetete Behauptung, Jacob Grimm habe diese Göttin erst nachträglich aus dem Namen des Osterfestes erschlossen, verrät grundlegende Unkenntnis der Quellen und stellt die Tatsachen auf den Kopf. Denn Grimm bezog sich ja gerade auf eine alte Quelle, die die Existenz der Gottheit behauptet:

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Lokis Spuren auf den Färöern

von Kurt Oertel

Die abgelegenen Färöer, eine Gruppe von ca. 25 baumlosen Felseninseln im Nordadtlantik zwischen Schottland und Island, von denen 17 bewohnt sind, wurden (genau wie Island) ab ca. 800 von Norwegen aus besiedelt. Die Inseln sind meist nur durch schmale Sunde mit starker Gezeitenströmung voneinander getrennt, und ihre Hauptstadt trägt noch den sympathischen Namen Tórshavn. Bis 1035 waren sie unabhängig, gehörten dann zu Norwegen und fielen mit diesem 1380 an Dänemark. Zu Dänemark gehören sie auch heute noch, gleichwohl sie 1948 Autonomie in allen inneren Angelegenheiten erhielten. Die färöische Sprache geht direkt auf das Altnordische zurück, zerfiel aber trotz des sehr überschaubaren Gebietes in etliche Dialekte und ist heute Muttersprache von lediglich ca. 45.000 Menschen. Ab dem 14. Jahrhundert verlor sich auf den Inseln jegliche Schriftkenntnis, sodass die Gesellschaft bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine gänzlich schriftlose Kultur darstellte, ein für die Neuzeit in Europa einzigartiger Fall. Erst ab 1846 schuf V. U. Hammershaimb eine moderne färöische Rechtschreibung, und da er das nach rein etymologischen Prinzipien ohne Rücksicht auf die Aussprache tat, steht die heutige Schriftform des Färöischen dem ursprünglichen Altnordischen noch ebenso nahe wie das moderne Isländisch.

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Eine Reise durch das Futhark

von Alex Jahnke; Runen von Eira

Erstes Aett

FEHU – Vieh
Phonetisch: F
Divination: Wohlstand, Geld, Reichtum, Gesundheit
Magie: Ein neues Unternehmen, Geldgewinn, Wohlstand
Mythen: Freyr, Brisingamen, Gullveig, Zwerge, Sigurd & das Gold des Otters

Analyse: Fehu ist sowohl die Realität des Alltags sowie der Katalysator für alles, was dahinter liegt. Es ist unser Heim, das nach jeder Wanderung wieder Schutz bietet, um sich dort den einfachen Freuden des Lebens hinzugeben. Das Wunderland von Oz mag ein netter Ort für einen Besuch sein, aber nach einiger Zeit möchte man doch wieder zurück nach Kansas. Fehu erinnert uns daran, dass wir Sicherheit im Leben brauchen, bevor wir uns auf eine spirituelle Reise machen können. Wir müssen immer in unserer normalen Realität beginnen, bevor wir weiter gehen können. Viele von uns werden allerdings nie weiter kommen. In gewisser Weise sind wir genauso domestiziert wie unsere Haustiere, wir leben jeden Tag unseres Lebens ohne wirkliche Ziele und Kämpfe. Ohne uns jemals bewusst zu werden, dass wir vielleicht mehr könnten.

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Das Ritual – Die Handlung als Weg

Eine persönliche Betrachtung des Kultes im modernen Asatru

von Christian Bartel

Das Ritual ist sich wiederholende Handlung und damit Sicherheit. Von ihrer Intention unterscheiden sich die Rituale des Asatru nicht so sehr von denen anderer Religionen. Sie sollen neben dem Kontakt mit den Göttern und Ahnen durch das Gemeinschaftserlebnis und den Wiedererkennungswert Sicherheit und Halt bieten. Der Schwerpunkt liegt dabei weniger auf Rekonstruktionen historischer Riten, sondern auf dem Funktionieren eines Prinzips. Es wäre ein Missverständnis, zu glauben, dass nur solche Handlungen „echt“ sind, die sich auf historische Überlieferungen stützen lassen und damit „authentisch“ sind.

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Thorgerd – Göttin, Dise, Fylgja oder Walküre?

von Kurt Oertel

Zu Recht wird wird oft darauf hingewiesen, dass es neben den Hochgöttern der Edda zahlreiche – regional ganz unterschiedliche – Kulte und Wesenheiten gegeben haben muss, deren Verehrung im alltäglichen religiösen Leben aber wahrscheinlich sehr viel wichtiger und präsenter war. Darunter dürften auch etliche der Götternamen fallen, die uns durch römische Quellen für die frühen germanischen Völker auf dem Kontinent überliefert sind. Zwar wird immer wieder versucht, diese Namen mit den eddischen Göttern zur Deckung zu bringen, aber diese Versuche muten oft recht willkürlich an und sind meistens hochspekulativ. Diese Versuche sagen somit viel mehr über heutige Systematisierungsbestrebungen als über die tatsächlichen damaligen Verhältnisse aus. Man muss mit der Erkenntnis leben, dass der germanische (und genauso der keltische) Polytheismus ein unkontrollierbarer Wildwuchs war, der sich alle hundert Kilometer in völlig verschiedener Ausprägung zeigte, das aber natürlich vor dem Hintergrund eines gemeinsamen und identischen Weltbildes. Zwar dürfte bei den großen Volkszusammenkünften den bekannten Hochgottheiten geopfert worden sein, in der alltäglichen Praxis aber dürfte es erhebliche Unterschiede nicht nur zwischen Volk und Stamm, sondern sogar auch zwischen Stamm und Sippe gegeben haben, da man sich mit den alltäglichen Sorgen und Bedürfnissen wahrscheinlich sehr viel eher an Alben und Disen, Haus- und Landgeister, Baum- und Quellwesenheiten und andere regional verehrte Gottheiten wandte. Diese Praktiken sind durch schriftliche Quellen leider nur andeutungsweise überliefert, ein Mangel, der nur unwesentlich dadurch gemildert wird, dass diese Kulte sehr viel hartnäckiger überlebt haben und ihre Spuren in ländlichen Gegenden bis in neuere Zeit verfolgbar sind.

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